Er war kein politischer Hardliner. Und er half, wo er konnte. Zeugnisse vom Wirken Willy Ankers 1945 – 1950/60 _______________________________________________________
“Alles in allem ist Willy Anker … nicht der Funktionärstyp,
für den ihn die SED-Propaganda ausgegeben hat,
um sich seinen Einsatz für Meißen auf ihre Fahnen heften zu können.” Gerhard Steinecke im Meißner Tageblatt vom 15.6.2006
(s. die nachfolgende Kopie seines Beitrags “Verbunden mit der neuen Macht?”).
a. Der 8. Mai 1975 in Meißen.
Eine neue Gesellschaft herbeireden konnten Anker oder Mücke aber nicht. _________________________________________________________
Weil die SED-Spitze 1975 überall in der DDR den „30. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus“ durch die „ruhmreiche Sowjetarmee“ festlich begangen sehen wollte – auch um ihrem „großen Bruder“, dem KPdSU-Generalsekretär zu gefallen - plante man auch in Meißen eine Großveranstaltung an diesem Tag. Hohe Sowjet-Offiziere sollten eingeladen werden.
Der Meißner SED-Führung fiel nun – 15 Jahre nach Ankers Tod – sein öffentlicher Aufruf zum widerstandslosen Empfang der Roten Armee wieder ein. Sein ohnehin des Gedenkens wertes Hervortreten an diesem Meißner Schicksalstag sollte propagandistisch eindrucksvoll in Szene gesetzt und zum ”Knalleffekt” der Meißner Festlichkeit werden. Dafür musste Anker aber – obwohl er den Sowjet-Sozialismus bis zum 2. Weltkrieg abgelehnt hatte – zum Freund der Sowjetunion von Anfang an und dann auch noch zum Kämpfer für den künftigen Weg der DDR verklärt werden. Denn zu der Großkundgebung vor dem Meißner Rathaus am 8. Mai 1975 waren Armeegeneral
P.A. Kurotschkin, Held der Sowjetunion, mehrere hohe Offiziere und Kriegsveteranen,
sowie u.a. auch der Bezirksratsvorsitzende Manfred Scheler angemeldet.
Nicht nur eine phrasenhaft beschriftete Gedenktafel am Rathaus wurde feierlich enthüllt, die jedoch mit einer sachlich richtigen Inschrift, die auch die mutige Tat des Superintendenten Herbert Böhme angeführt hätte, durchaus sinnvoll gewesen wäre. Überflüssigerweise wurde auch noch die historische Elbstraße nach Anker umbenannt, weil er hier beim Artilleriebeschuss verwundeten Frauen erste Hilfe geleistet und später beschädigte Geschäfte notdürftig vernagelt hatte.
Wie wir schon sahen, rief Willy Anker am 6. Mai 1945 die Menschen dagegen einfach nur dazu auf, den ihnen von einem Wehrmachtsoffizier verkündeten Fluchtbefehl zu verweigern, in Meißen zu bleiben, die Rote Armee widerstandslos zu empfangen, Ruhe und Ordnung zu bewahren und vor allem nicht zu plündern. Natürlich wurde die Ehrung Willy Ankers bei jenen Meißnern, die von seiner Tat am 6. Mai 1945 als auch von seinem positiven Wirken für Meißen als SPD-Ortsvorsitzender von 1923 bis 1933/45 und als Bürgermeister und Stadtrat bis 1950 wußten, prinzipiell begrüßt. Und an Phrasen hatte man sich gewöhnt. Erst in den 80-er Jahren, als es bald keine Hoffnung mehr auf eine Besserung gab, wurde man ihrer endgültig überdrüssig und man wies sie - angesichts der DDR-Realitäten - dann schon empört zurück.
1975 fiel vermutlich aber nur wenigen auf, was die Inschrift faktisch ebenfalls behauptete:
Aus “Worten” sei “Wirklichkeit” geworden, obwohl doch die Wirklichkeit gerade jetzt erst noch zum Wort drängte. Und Willy Anker wäre also im Besitz der wahrhaft übermenschlichen Fähigkeit gewesen, seine angeblichen „Worte“, die er so nicht gesagt hatte, zur „sozialistischen Wirklichkeit“ werden zu lassen, die er so, wie sie später geworden ist, eigentlich aber gar nicht wollte. Dennoch wurde die Inschrift der 1991 zu Recht vom Rathaus entfernte Gedenktafel von manchen irrtümlicherweise für wahr angenommen.
Hier nun der eingangs zitierte Beitrag von G. Steinecke, in dem er sich mit der Entstellung Willy Ankers in der SED-Darstellung auseinandersetzt.
Bürgermeister Anker „versucht öfters, seine eigene Politik zu machen.“
Auch die SED-Kreisleitung war sich nach 1945 bald bewusst, dass Anker kein mit der neuen Macht bedingungslos verbundener Amtsträger ist. In einem internen Papier urteilte sie am 27.8.1947, dass er der Partei zwar “die Treue gehalten” habe, aber „verschiedene Male unangenehm aufgefallen“ sei, weil er als 2. Bürgermeister das der Partei gepflichtete politisch einwandfreie Verhalten nicht in jeder Beziehung aufgebracht hätte. „Er versucht öfters seine eigene Politik zu machen.“ Die Kreisleitung wollte deshalb nicht bestätigen, dass er für höhere politische Funktionen geeignet sei. (Quelle: Ankers SED-Akte im Sächsischen Staatsarchiv).
1948 wurden überall in Sachsen ehemalige SPD-Funktionäre und auch nicht willfährige Kommunisten wie Albert Mücke in verschiedenster Weise aus ihren Ämtern entfernt. In Meißen konnte dafür der Stadt-Status so geändert werden, dass der Posten des 2. Bürgermeisters entfiel und dem in Meißen durchaus beliebten Willy Anker nur noch die Aufgaben des Stadtrats für Handel und Versorgung zugewiesen werden mussten.
b. Schwierigste Aufgaben für die neue Stadtverwaltung 1945/46 ___________________________________________________
„Noch nie hat ein Stadtrat vor schwierigeren Aufgaben gestanden,
aber noch nie ist wohl eine Stadtverwaltung mit derartiger Begeisterung
und Aufopferung an die Lösung ihrer Aufgaben gegangen.“
(Helmut Reibig über die neue Stadtverwaltung)
In der Tat! Die Stadt ist überbelegt mit Flüchtlingen aus dem Osten, mit Ausgebombten aus Dresden, und später auch mit einigen Tausenden Vertriebenen und Umsiedlern.
Durch Meißen wandern in den Nachkriegswochen auch täglich polnische, ukrainische und andere Zwangsarbeiter sowie russische Kriegsgefangene heimwärts, die hier oft auch übernachten und versorgt werden müssen, wobei manche dennoch zu plündern und zu vergewaltigen versuchen.
Doch anfangs liegen nicht nur das innere Leben in der Stadt, die Wirtschaft, der Handel, das Gesundheitswesen, die Stromversorgung, die Post, der Verkehr, die Verwaltung und Polizei still, sondern auch überlebensnotwendige Verbindungen nach außen sind weitgehend zusammengebrochen. Eisenbahnzüge und Busse verkehren nicht.
Die Geschäfte sind geschlossen. Einige sind beschädigt. Türen und Schaufenster müssen
mit Brettern vernagelt werden, um Plünderungen zu erschweren.
In manchen Straßen behindern Schutt, wie z.B. herabgestürzte Dachteile, sowie Abfälle und Schmutz vom Durchzug der Militärtransporte und von zahlreichen Marschkolonnen den Verkehr.
Es fehlt an Transportmitteln, um Nahrungsmittel, Kartoffeln, Kohlen und Arbeitsmaterialien,
sofern sie denn überhaupt erhältlich sind, von außen heranzuschaffen.
Für die neue Stadtverwaltung hängt nun vieles auch ganz entscheidend von Sympathie und Verständnis sowie vom aktiven Beistand der beiden Stadtkommandanten ab. Um ihre Unterstützung bemüht sich der realistisch denkende OB Albert Mücke, der in den Kriegsjahren autodidaktisch Russisch erlernt hatte, ganz besonders und mit gutem Erfolg.
- Albert Mücke ordnet zuallererst Ermittlungen nach dem Schicksal von Superintendent Herbert Böhme an, um ihn nach Möglichkeit noch zu retten.
Superintendent Herbert Böhme berichtete über seine Rückkehr aus Dresdner Haft am 11. Mai 1945 nach Meißen: „Hier erfuhr ich, dass die KPD und die neugebildete Stadtverwaltung sich schon meiner Sache wie auch der von Pfarrer Thieme angenommen hatten und meinen Anwalt Dr. Franze beauftragt hatten, die nötigen Schritte zu meiner Befreiung zu tun. Es liegt nun mir an, bei diesem Bericht außer Herrn Dr. Franze auch Herrn Oberbürgermeister Mücke für seinen Einsatz für mich den wärmsten Dank zu sagen, wie ich denn seitens der Stadtverwaltung und der KPD bisher nur wohlwollendes Verständnis für unsere kirchlichen Belange gefunden habe. … .
Wir empfinden daher die tolerante Haltung der beiden jetzt tragenden Parteien als eine wirkliche Befreiung für unsere kirchliche Arbeit.“ (Bericht H. Böhmes vom 13.7.1945)
- Vor allem aber sind die beiden Bürgermeister am 7. und 8. Mai auch mit den vielen Vergewaltigungen und Plünderungen der Rotarmisten in der Stadt beschäftigt. Mücke erreicht, daß die Stadtkommandanten der Bevölkerung ihren Schutz zusagen und sofort eine energisch vorgehende Militärpolizei einsetzen, sodaß dieses furchtbare Treiben schon nach zwei Tagen im Großen und Ganzen beendet werden kann, während es in den meisten anderen Städten noch Wochen und oft sogar Monate anhält.
Mücke, Anker und Frau Mac Gregor bieten gefährdeten jungen Frauen aber sofort vorübergehend auch einen sicheren Unterschlupf bei sich daheim an.
Elsa Anker, die Witwe Willy Ankers, erinnert sich in ihrer Niederschrift „Aus meinem Leben“: „Als dann die Russen … einzogen, war mir doch sehr bange, es war ja noch Krieg. Die Soldaten wussten doch nicht, wer Freund und wer Feind war. Wir hatten Angst vor dem, was kommen würde. Vor allen Dingen die jungen Frauen und Mädchen. Ich bangte um meine Tochter, sie war hochschwanger, der Mann in russischer Gefangenschaft. Es folgten furchtbare Tage und Nächte, denn die Russen suchten die Mädchen. Wir hatten die Stube voll von jungen Mädchen und Frauen, sie suchten Schutz bei meinem Mann.“

Mai 1945: OB Albert Mücke, die Stadtkommandanten Strokow und Gutschenkos, 2. Bürgermeister Willy Anker Foto: Stadtarchiv Meißen
Im Vordergrund der Arbeit der Bürgermeister Mücke und Anker stehen dann:
- Die akut bedrohte Lebensmittelversorgung. Um Nahrungsmittel zu beschaffen und sie sicherzustellen, erhalten der OB und der Polizeidezernent alle Befugnisse und Beschlagnahmerechte. Mit dem Beistand der Stadtkommandanten können die nötigen Nahrungsmittel dann auch beschafft werden. Doch OB Mücke sucht noch weitere Quellen zu erschließen:
Am 19. Mai erbittet er von der Kommandantur die Freigabe eines Teils des für die Versorgung der Rotarmisten bei der Fa. Göhler beschlagnahmten Sauerkrauts.
Am 12. Juni bittet er um Freigabe der Zuckerbestände in der Fa. Langelütje für die Bevölkerung. Am 13. Juli fordert der OB in einem Brief an Oberstleutnant Solowjow in Dresden, nun endlich das Versprechen einzulösen, dass für Ruhe und Ordnung nicht nur in Meißen, sondern auch im ganzen Landkreis gesorgt wird. Es gäbe nun so viele Raubzüge von Rotarmisten außerhalb der Stadt, dass deshalb auch das Einbringen der Ernte und damit die Bevölkerungsversorgung ernsthaft gefährdet seien.
Am 2. August beruft der Landrat Willy Anker zum Mitglied des Kreis-Ernteausschusses, der jeden Dienstag tagt.
In Meißen beginnt dann bald auch ein freier Verkauf von Pferdefleisch.
Die Stadtverwaltung erwirbt von der Roten Armee – jedoch vor allem auch zur Lösung von Transportproblemen – erst 30 Pferde für je 350 RM und später weitere 70 Pferde.
Ein schwer erkämpfter Erfolg: Bis Anfang November können alle Einwohner mit Einkellerungskartoffeln versorgt werden.
Am 3. Dez. wird beschlossen, eine städtische Schweinemastanstalt einzurichten.
Anfang Februar 1946 wird in Meißen der freie Markthandel eingeführt. - Kaum lösbar sind die Einquartierungsprobleme in der mit Dresdner Ausgebombten und Ostflüchtlingen übervölkerten Stadt, durch die später auch heimziehende Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Richtung Polen, Ukraine, Russland wandern, die manchmal über Nacht ebenfalls untergebracht und versorgt werden müssen. Auch für manche aus dem KZ zurückkehrende Häftlinge aus Meißen müssen neue Unterkünfte gefunden werden,
- Vordringlichst ist auch die Wiederaufnahme der Tätigkeit des Gesundheitswesens. Zum Kriegsende waren die Meißner Krankenhäuser mit allen ihren sanitären Einrichtungen nach Nossen verlegt worden, sodass in Meißen nicht mehr operiert werden konnte und ein Kind an seiner Blinddarmentzündung stirbt. Arztpraxen sind geschlossen. Das Rote Kreuz arbeitet nicht.
- Die Auszahlung von Renten und Sozialhilfen muss ebenfalls neue geregelt und sofort gesichert werden.
- Die Wiederherstellung der Stromversorgung steht an.
- Das Unterbinden von Plünderungen durch Einwohner in Lebensmitteldepots, in Betrieben und sonstigen Einrichtungen wird zu einer Lebensfrage für die Stadt.
Joachim Burckhardt berichtet über eine Plünderung: „Jemand rief: >Bei der Bäckergenossenschaft gibt es noch Mehl!< Nicht nur Mehl, auch Zucker, wie sich herausstellte, Backpulver, kistenweise Rosinen, Mandeln und Honig. Säcke wurden aufgeschlitzt, Eimer wurden abgefüllt, Kisten erbrochen. Zucker knirschte unter unseren Schuhen. Aromaflaschen zerschellten, es roch stechend nach Vanille und Ananas. Männer mit fliegenden Händen, Frauen kreischten, ein Mädchen, rotfleckig, saß auf einem Sack, den es nicht wegschleppen konnte.“ (Joachim Burkhardt “Meissen – meine Stadt”, Ullstein Ffm 1983, 210)
Wegen solcher Plünderungen durch manche Meißner Einwohner muss OB Mücke ein vorübergehendes Verkaufsverbot für Mehl im Lebensmittelhandel und die Abgabe aller vorhandenen Mehlbestände nur noch an die Bäckereien erlassen. Doch auch im Metallwarenwerk Mesco wurde geplündert. In der Zaschendorfer Kaserne wurden Wäsche, Decken und Gebrauchswaren entwendet.
Die Meißner “Volksstimme” meldet am 12. Mai: “Meißner Bürger haben in den letzten Tagen auf dem Rittergut Löthain etwa 200 Zentner Saatkartoffeln gestohlen. … Die Saatkartoffeln müssen bis zum 17. Mai 45 zurückgebracht werden. Polizeidezernent.” (Stadtarchiv Meißen)
- Ferner geht es um das Ingangsetzen des Handels und der Betriebe ab dem 14. Mai.
- Recht kompliziert ist der Kampf gegen den illegalen Verkauf der für die Versorgung auf Karten herbeigebrachten Nahrungsmittel, insbesondere der Butter, durch Händler zu Schwarzmarktpreisen. Anfangs reagiert man mit Entzug der Gewerbeerlaubnis. Doch da es bald zu viele Lebensmittelhändler betreffen würde, schlägt Anker später vor, dass zwölf Milchhändler, die 7 Zentner Butter verschoben haben, für jedes der Versorgung entwendete Kilogramm 20 RM Strafe zahlen sollen.
- Reorganisiert werden muss die Ausgabe und Verteilung von Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen.
- Die provisorische Reparatur der schwersten Schäden an Häusern, Brücken und Straßen steht an.
- Das Beschaffen von Pferdefuhrwerken und möglichst auch von Lkw für den Antransport von Kartoffeln, Gemüse, Kohlen, Getreide und Materialien für die Produktionsaufnahme in den Betrieben bereitet große Sorgen. Lkw können nur die Stadtkommandanten bereitstellen.
- Wichtig ist die rasche Bildung einer neuen Stadtpolizei, weil die bisherige Polizei am 6. Mai geflohen ist.
- Die Reorganisation einer handlungsfähigen Verwaltung zählt zu den weniger schwierigen Aufgaben besonders von Willy Anker.
- Die vielen weg- und zugezogenen Einwohner, die Verstorbenen und die Geburten müssen erfasst werden.
- Dazu gibt es Hunderte kleinster, aber sofort dringendst lösungsbedürftiger Einzelprobleme!
Gerade auch das erschöpft und überfordert fast die Kräfte der Bürgermeister und der Stadträte.
Die Stadtkommandantur muss z.B. um die Besorgung von 300 qm Glas für Reparaturen auf der Burg, um die Freigabe von Karbid, um Hilfe bei der Beschaffung von Streichbürsten und Pinseln
für Malereibetriebe, um die Bezahlung von Handwerkerarbeiten für die Roten Armee, aber u.v. a. auch um Gnade für einen Meißner Schneidermeister gebeten werden, der Uniformen nähte und dabei aber auch Stoffe für sowjetische Offiziersuniformen gestohlen und verschoben hatte. Major Strokow sieht von einer Strafe ab. Es wäre die Deportation in ein sibirisches Arbeitslager gewesen.
Am 20. August kann mit Major Strokow auch vereinbart werden, dass die in Wohnungen und Häuser einquartierten Offiziere Miete an die Eigentümer zahlen müssen.
Umgekehrt bittet ein Offizier Willy Anker z.B. um Hilfe beim Beschaffen von Ledersohlen für seine Stiefel. Und vieles, sehr vieles mehr.
Keine “alarmierenden Nachrichten aus Meißen”.
Der Meißner Stadtrat bewältigt die Probleme mit am besten
Es wäre verantwortungslos gewesen, wenn sich Mücke, Anker und die anderen Aktivisten der ersten Stunden angesichts dieser dramatischen Lage und der existenziellen Bedrohungen für Meißen geweigert hätten, die ihnen von der Besatzungsmacht aufgetragenen Ämter zu übernehmen.Dank ihres aufopferungsvollen Einsatzes zählt Meißen nicht nur zu den wenigen Städten, in denen man dank des guten Willens der Militärkommandanten die Vergewaltigungsorgie der Rotarmisten – jedoch nur innerhalb der Stadt, nicht im Kreisgebiet - am schnellsten beenden, sondern auch die enormen Versorgungsnöte am relativ besten bewältigen kann.
Der KPD-Beauftragte für Sachsen, Anton Ackermann, begründete, warum er erst zum Ende seiner Sachsen-Rundreise nach Meißen kam:
“Das erklärt sich daraus, dass aus dieser Stadt nicht ähnlich alarmierende Nachrichten über die Lebensmittelversorgung
oder andere Katastrophenzustände vorlagen wie aus einer Reihe anderer Orte.” (Bericht vom 15.9.65. Bundesarchiv Berlin)
Mit dem Beistand der beiden Stadtkommandanten
Doch das alles wäre wohl nicht erreichbar gewesen, wenn die beiden sowjetischen Stadtkommandanten stark voreingenommen gegen die “naziverseuchten” deutschen Einwohner oder auch nur gleichgültig geblieben wären, wie es aus anderen Städten berichtet wurde. Albert Mücke, der in den letzten Kriegsjahren Russisch gelernt hatte, versuchte diese Offiziere für Meißen zu gewinnen. Wie in einigen Meißner Zeitungskommentaren erkennbar wird, hat Albert Mücke die Formierung des Stadtrats zum „Sowjet“ wohl vor allem deshalb vorgeschlagen, damit er sich bei der Behebung oder Linderung von zahllosen Nöten des größtmöglichen Beistands der beiden darüber sehr erfreuten und sich nun auch moralisch verpflichtet fühlenden Militärkommandanten versichern kann. Außerdem verstand er unter Sowjet (Rat) – im ursprünglichen Sinne von 1905 – ein basis-demokratisches Selbstverwaltungsorgan, wie aus einem Artikel in der “Volks-Zeitung” und u.a. auch aus Berichten des General Burzew und anderer Sowjetoffiziere hervorgeht. Mücke ahnte wohl nicht, dass die Sowjets unter Stalin inzwischen zum Mäntelchen einer Terrordespotie verkümmert waren. Der verlogenen NS-Propaganda hatte er nicht geglaubt, denn die unerwartet großen Erfolge und der Sieg der Roten Armee über die millionenstarken Heere der Wehrmacht und der SS im Osten täuschten ja eher eine stark überlegene Sowjetordnung vor.
Albert Mücke nutzt das Wohlwollen der Kommandanten, um sie sogar zu bitten, sich für die Entlassung von über 800 Meißnern aus westalliierter und sowjetischer Kriegsgefangenschaft einzusetzen, denn angeblich seien sie fast alle Antifaschisten oder Söhne von Nazigegnern.
Ein zweites und ganz gleiches wie das hier abgebildete Schreiben, und ebenfalls versehentlich auf den 5. Mai 1945 datiert, erbittet dann Entlassungen auch aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Beiden Schreiben werden
Namenslisten mit genaueren Angaben über jeweils um die vierhundert Kriegsgefangenen beigefügt.

Letzte Seite von einer der beiden Listen mit je rund 400 Kriegsgefangenen aus Meißen, die den Entlassungsgesuchen beigefügt waren. – Stadtarchiv Meißen
Ferner benötigt Albert Mücke nicht selten die Hilfe der Kommandanten, um gegen Unrecht vorgehen zu können, das vielen Bürgern geschieht, die z.B. von missgünstigen Nachbarn beschuldigt oder auch denunziert wurden.
Nur ein Beispiel: Albert Mücke bittet am 7. Juni 1945 in Briefen an die Polizeileitungen und Stadtkommandanten von Thalheim und Stollberg, den von deutscher Polizei in Thalheim – wegen einer haltlosen Denunziation als angeblicher KZ- Aufseher – verhafteten und in Hoheneck eingesperrten Meißner Betriebsdirektor, Wehrmachts-Major und Volkssturm-bataillonschef Dr. Ernst Sch. freizulassen. Er war von der Meißner Zahnärztin und fanatischen Faschistin Dr. Z.-P. angezeigt worden.
Auch einige vom Sowjet-Geheimdienst NKWD heimtückisch verhaftete unschuldige Meißner können auf Bitten Mückes von der Militärkommandantur freiverhandelt werden, doch in den meisten Fällen misslingt es. Auch der vom NKWD verhaftete Stadtrat Richard Kmoch, der sich im April 1945 an der Vorbereitung der Erschießung von 16 polnischen Zwangsarbeitern beteiligen musste, kehrt trotz aller Bemühungen um seine Entlassung nicht aus dem polnischen Lager zurück.

OB Mücke bittet die Kommandantur, sich für die Freilassung einer vom NKWD verhafteten BDM-Führerin einzusetzen. – Stadtarchiv Meißen
Derartige Bitten Mückes führten schon im Juni 1945 in einem stark faktenverzerrenden Bericht des
Generals Burzew an Dimitroff dazu, dem Meißner Stadtrat Reinwaschungsversuche für Meißner Nazis vorzuwerfen.
Ausschnitte aus Burzows Bericht. Staatsarchiv Moskau
General Burzew behauptet im Juni 1945 im obigen Bericht an Dimitroff:
„In dieser Weise, infolge der Durchführung vollkommen unrichtiger Maßnahmen, entstand in Meißen ein günstigerer Boden für die Tätigkeit geheimer Naziagenten als in anderen Städten des Gebiets.
Nichtsdestoweniger waren weder der OB noch seine Genossen bereit, auf versteckte Naziagenten, Feinde und Provokateure zu achten. Sie reden im Gegenteil von überzeugten, ehrlichen Gegnern Hitlers, beteiligt an der illegalen Arbeit und betroffen vom deutschen Terror.”
Entlastungsversuche von Mücke für Meißner Nazis gegenüber den verständlicherweise misstrauischen Sowjetoffizieren mit etwas geschönten Begründungen gibt es offenbar. Aber Burzew versteht überhaupt nicht, dass Albert Mücke, Anker und die Anderen eine differenzierte Sicht, eine Unterscheidung von Schuldigen und wenig Belasteten und menschliches Verständnis für jene vielen Meißner Nazis aufbrachten, die einfach nur den Sozialverheißungen Hitlers gutgläubig erlagen und in die Fänge des sog. “Nationalsozialismus” geraten waren. Der Stadtrat beschließt daher auch, nur die aktivsten NSDAP-Funktionäre, die sich negativ besonders hervorgetan hatten und politisch schuldig geworden sind, aus dem Schuldienst und aus städtischen Ämtern zu entlassen. Politisch aktiv gewesene Nazi-Lehrer und -Beamte werden dagegen nur zurückgestuft. Nominelle NSDAP-Mitglieder sollen ihre bisherigen Stellen unverändert behalten.
Doch Ende August wird der SMAD-Befehl Nr. 40 die Entlassung aller Lehrkräfte und Beamten anordnen, die NSDAP-Mitglieder waren.
“Keinerlei Bürgerorgane außer dem städtischen Magistrat.”
In der “Volksstimme” Nr. 3 vom 16.5.1945 wurden die Meißner Einwohner zur basisdemokratischen Eigeninitiative und zur Bildung von Bürgerkomitees aufgerufen:
„Organisiert die Kontrolle von unten. Organisiert die demokratische Selbsthilfe,
bildet aus eigenen Reihen Komitees der Selbsthilfe, um die Reinigung der Verwaltungen durchzuführen. Bildet Komitees und Selbsthilfeorganisationen, um die wirtschaftlichen und politischen Sofortmaßnahmen zu gewährleisten. … In diesem Sinne bedarf es der Initiative von unten. Wartet nicht auf Anweisungen, sondern handelt aus eigenem Entschluß.”
Burzew bestätigt in seinem Bericht diese rätedemokratischen Forderungen Albert Mückes,
indem er sowjetische Anweisungen an die Stadt zu ihrer Abschaffung anführt:
“Es werden keinerlei Bürgerorgane existieren außer dem städtischen Magistrat.”

Der Rathauseingang im Mai 1945: Russische Aufschrift: „Meissenskoje Gorodskoje Uprawlenije (Meißner Städtische Verwaltung)“. Darunter in Deutsch: „Stadtverwaltung“ Foto: G. Steinecke/Stadtarchiv Meißen
c. Auch Anker dachte und handelte menschlich _______________________________________________
Die SED hatte also 1975 – wie wir schon sahen – den vor fünfzehn Jahren verstorbenen Anker voll vereinnahmt, was in der Folgezeit zu dem falschen Eindruck führen konnte, er wäre ein bedingungslos willfähriger Funktionär gewesen. Er war es aber nicht. Und er war damit nicht allein in Meißen. Vor allem Oberbürgermeister Albert Mücke (KPD/SED), der als überzeugter, aktiver Pazifist 1927 Kommunist geworden war, und an den der Albert-Mücke-Ring erinnert, ferner der Christ und Kommunist Helmut Reibig (KPD/SED), der sich ebenfalls große Verdienste für die Stadt erworben hat und ihr Ehrenbürger geworden ist, und der gleichfalls um Meißen verdienstvolle SPD-Ortsvorsitzende und spätere Bürgermeister Willy Anker (SPD/KPD/SED) handelten anders als so manche Funktionäre, wesentlich anders, als es die SED-Obrigkeit erwartete. Mücke, Reibig, Anker und andere Sozialisten folgten ihr Leben lang humanistisch verstandenen sozialistischen Idealen, und sie suchten danach zu handeln, auch wenn es ihnen Kritik und Sanktionen „von oben“ einbrachte. Wie viele andere Menschen gaben sie ihre Hoffnung nicht auf, daß sich in der DDR alles ja doch noch zum Guten wenden lassen würde.
Die Initiativgruppe für ein Gedenken an Anker, Böhme und die anderen Mutigen beantragt eine Gedenktafel am Rathaus jedoch nicht etwa für das Wirken von Willy Anker als SPD-Ortsvorsitzender oder als gewissenhaft tätiger Bürgermeister, sondern für sein Auftreten am 6. Mai 1945.
Einige Belege für Ankers Einsatz von 1945 bis 1950/60
Wir wollen hier nur einige Fakten einige Dokumente anführen, die für Ankers Wirken typisch sind.
Sie bestätigen die schon eingangs zitierte Aussagen unseres Ortschronisten Gerhard Steinecke:
„Willy Anker … war nicht der Funktionärstyp, für den ihn die SED-Propaganda ausgegeben hat, … .“
Auch der Historiker Dr. Günter Naumann beurteilt, wie eingangs schon zu lesen war, Ankers Wirken als Bürgermeister und Stadtrat positiv: „Willy Anker war dafür bekannt und geschätzt, dass er menschlich handelte und helfend eingriff, wo er nur konnte.“
(G. Naumann „Stadtlexikon Meißen“, Sax-Verlag 2000, S. 75)
Und der Otto Gläser berichtet über Begegnungen mit Anker in den Nachkriegsjahren:
“Immer, wenn wir uns gelegentlich trafen, hatte er ein paar freundliche Worte. Jeder hörte dem anderen zu, und er fragte dieses und jenes, gab kurze freundliche Antworten und berichtete von den Vorhaben, die ihm Sorgen machten. … Nun war er der erste Bürgermeister nach dem Krieg und kümmerte sich um alles und um jeden. Und ich glaube, seine Stärke lag in seinem Einfühlungsvermögen und in seiner großen Hilfsbereitschaft und Güte den Menschen gegenüber.“ (Aus: “Otto Gläser: Wie ich Anker erlebte.” SZ 5.6.82)
Hier einige Tatsachen:
- Nachdem Anker noch in den letzten Kriegstagen dabei geholfen hatte, sprengungs- und beschußgeschädigte Geschäfts-Auslagen und –Türen gegen Plünderungen zu vernageln, ging er am 7. Mai nicht ohne Erfolg gegen Einbrüche in Geschäfte und Lager im Triebischtal vor. Er sorgte dafür, daß manche Geschäfte öffneten und benötigte Waren, falls vorhanden, auch wieder verkauften.
- Willy Anker ist als 2. Bürgermeister und Leiter des Hauptamtes besonders auch für das Funktionieren der Stadtverwaltung und für die schnelle, gerechte Lösung von Bürgerangelegenheiten verantwortlich. Er wird z.B. zwei Dezernenten kritisieren, die unfreundlich und hochfahrend mit Meißner Einwohnern umgegangen sind. Einen von beiden wird er wegen wiederholter Grobheit beurlauben.
- Am 9. Juni legt Anker gemeinsam mit Dezernent Ziller im Schlachthof fest, dass er selbst ein Fuhrwerk zur Abfuhr der Müllberge vom Hof beschaffen wird, während Ziller Schmier- und Zylinderöl, 4 Flaschen Ammoniak für die Eisbereitung und Schussmunition für Rinder und Schweine besorgen soll.
- Am 15. Juni schlägt Anker im Stadtrat vor, wie man mehr Gemüse und Obst für die Bürger heranschaffen könnte.
- In einer Beratung Ende Juni 1945 mit drei Dezernenten lehnt er den Vorschlag ab, den Ratskeller als Regiebetrieb unter Leitung eines Rathausangestellten wiederzueröffnen. Er setzt durch, dass die Gaststätte dem früheren Pächter des Theater-Cafés verpachtet wird. Denn, sagt Anker: „Ein Gaststätteninhaber kümmert sich mehr um das Geschäft als ein Angestellter.“ Ein bemerkenswertes Bekenntnis zur Privatinitiative!
- Ferner sucht er Hilfsgesuche von Bürgern zu realisieren, manchen Streit zwischen ihnen zu schlichten sowie vielerlei Beschwerden über ungerechte Entscheidungen einiger Verwaltungen zu klären.
- Am 20. September fordert Anker den Bürgermeister von Steinbach schriftlich auf, für die sofortige Rückgabe der einer Frau E. bei einer Polizeikontrolle als Hamsterwaren beschlagnahmten Lebensmittel (5 kg Äpfel, 1 kg Quark, Hefe, Eier, auch Wäsche) zu sorgen.
- Am 8. Oktober beschließt eine von Willy Anker geleitete Gemeindeboden-Kommission, Umsiedlern, Kleinsiedlern und auch Bauern mit weniger als 5 ha Land Bodenanteile aus dem stadteigenen Bestand zur Verfügung zu stellen.
- Am 2. Nov. 1945 gründen Willy Anker, Albert Mücke, 4 SPD- und 4 KPD-Vertreter, 3 CDU-Vertreter, 2 Vertreter der katholischen und 4 Vertreter der evangelischen Kirche (darunter die Frau von Herbert Böhme) sowie 2 Vertreter der Gewerkschaft und des Jugendausschusses den Meißner Ausschuss der “Volkssolidarität”. Anker übernimmt die Wirtschaftskommission. Die sächsischen Kampagnen “Volkssolidarität gegen Wintersnot” und “Retter die Kinder!” werden auch in Meißen initiiert.
- Anfang 1946 wird er mit der Leitung einer Kommission beauftragt, die Einsprüche von Eigentümern mit NS-Vergangenheit gegen die Beschlagnahme ihrer Grundstücke gemäß Befehl Nr. 124 der SMAD zu bearbeiten hat. An die sechzig Grundstücke werden von der Kommission sofort zurückgegeben, weil die Betroffenen Fürsprachen von Mitbürgern vorlegen können, die ihnen politisches Wohlverhalten bescheinigen. Ein halbes Jahr später erhalten dann alle Eigentümer ihre Grundstücke zurück, sofern sie auffindbar sind und sie übernehmen können.
Die nachfolgenden beiden Berichte schildern, wie Anker ungerechte Verwaltungsentscheidungen rückgängig machte:
In seinem Leserbrief in der SZ vom 15.4.2010 schildert der in Meißen aufgewachsene Eberhard Jauch, wie Willy Anker es verhindert hat, daß seine Mutter, deren Mann als NSDAP-Blockwart vom NKWD verhaftet worden ist, nun auch noch aus ihrer Wohnung ausgewiesen wird:
„Mein Vater, NSDAP-Mitglied und –Blockwart in Meißen, gehörte ebenfalls zu
den von Juni 1945 bis 1948 in Sachsenhausen Internierten. … Der NKWD-Befehl
Nr. 00315 v. 18.4.1945 – von Berija als Generalsekretär der Staatssicherheit der UdSSR unterschrieben – legt unter Punkt 1.d den zutreffenden Kreis der zu Inhaftierenden fest: aktive Mitglieder der Nationalsozialistischen Partei. …
Auch wir wurden noch 1946 von der Tochter unseres Hausbesitzers vorgeführt. Ich kann mich sehr gut erinnern, wie ich mit dem Schulranzen fröhlich nach Hause kam. Meine Mutter empfing mich mit ernster Miene: >Leg den Ranzen weg, geh auf den Boden und dann in den Keller und hole die Kisten und Säcke. Wir müssen aus der Wohnung raus.<
Die Erlösung kam, als meine Mutter von einer Aussprache beim Bürgermeister Anker zurückkam und glückstrahlend erzählte, dass wir in der Wohnung bleiben können.
Wenn ich aus heutiger Sicht die Entscheidung von Willy Anker … beurteile, muß ich gegenüber Willy Anker den Hut ziehen, wie er sich gegenüber meiner Mutter als Ehefrau eines NSDAP-Mitglieds und Blockwarts verhielt.“
In der Firmen-Chronik „Diplom-Optiker Schlosser“ kann man nachlesen, daß Willy Anker bewirkte, daß der aus England zurückgekehrte Dipl.-Optiker Kurt Schlosser nicht als Hilfsarbeiter in einer Meißner Abriß-Brigade arbeiten mußte, sondern eine Gewerbegenehmigung für sein Optiker-Geschäft erhielt:

Aus der Chronik der Optikerfirma Schlosser. Quelle: Günter Naumann “Meißner Chronik 1989-1996″, Meißen 1996, S. 149/150
- Willy Anker wird 1945 zum Mitbegründer der Volksolidarität, wofür sich u.a. auch die Ehefrau vom Superintendenten Herbert Böhme engagierte. Die Sozialarbeit in der Stadt für Alte, Umsiedler und Arme in der Stadt liegt ihm ganz besonders am Herzen.

Nov. 1945: Parteien und Kirchen rufen zur Kleider- und Sachen-Sammlung der Volkssolidarität in Meißen auf. Foto: Stadtarchiv Meißen
- 1949 wird Willy Anker Mitglied des Kuratoriums der „Otto-und-Emma-Hornstiftung“, deren Gründung der Meißner Weinhändler und Kunstsammler Otto Horn vor seinem Freitod am 7. Mai 1945 testamentarisch verfügt hatte. Wertvolle Kunstbestände waren inzwischen auf ungeklärte Weise verloren gegangen, sodaß der Nachlaßpfleger entlassen werden mußte.
- 1950 wird Willy Anker zum Stellv. Leiter der Handwerkskammer Sachsen/ Kreisgeschäftsstelle Meißen gewählt.
Als Stellvertretender Leiter der Meißner Handwerkskammer bekennt sich Anker erneut – wie schon 1945, als es um die Übernahme des Ratskellers ging – zur Privatinitiative, als er am 15. August 1950 einen Vortrag unter dem Thema „Die Entwicklung der Privatinitiative ist nur im Frieden möglich“ hält.
- Später wird Willy Anker auch wieder, wie schon vor 1933, als Schöffe für Jugendstrafsachen am Amtsgericht tätig. Jedoch vergißt er trotz aller Verpflichtungen als Rentner nie seine große Freude an ungezwungener Geselligkeit gemeinsam mit Freunden und in der Familie.
- Von Willy Anker als ehrenamtlicher Kreis-Vorsitzender der „Volkssolidarität“ Meißen initiiert, praktisch-organisatorisch begleitet und mit Vorfreude erwartet, doch erst über ein halbes Jahr nach seinem Tode am 4. Juni 1960 eröffnet, aber immerhin an seinem Geburtstag am 17.1.1961, und nach ihm benannt:
Veteranenklub der Volkssolidarität „Willy Anker“.
Die Eröffnung des Klubs stellt den letzten Erfolg in Ankers Wirken für Meißen dar.
1. Teil: a. Ein schwieriger Lebensweg im sozialen Gerechtigkeitsstreben b. 1933-1945. Zwei widersständige Meißner unter der Naziherrschaft c. Meißens Schicksalstage im April/Mai 1945 d. Was geschah am 6. Mai 1945 in Meißen?
3. Teil: a. Aus jüngsten Untersuchungen über Leben und Wirken Willy Ankers b. Zum bisherigen Gedenken an Herbert Böhme, Willy Anker und die anderen Mutigen